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Malen mit Wein

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Vollbehr in der Pfalz (Pfälzerwald, Heft 1/2018, pdf)

     

Im Frühjahr 1917 verbrachte der Kriegsmaler Vollbehr einen kürzeren Urlaub in der Pfalz und schuf in dieser Zeit eine Reihe von Landschaftsgemälden.
Am 25. März 1917 war der Maler in Begleitung von Bankdirektor Friedrich Dacqué und dessen Prokuristen Heinrich Kohl (Pfälzer Wald-Verein) auf dem Trifels. Da das Malwasser eingefroren war, musste Vollbehr ersatzweise mit dem bekannten Wein "Forster Kirchenstück" die Farben anrühren.

In der Zeitschrift "Wald-Heil" ist darüber zu lesen:
"Die grimmige Kälte hinderte den begeisterten Künstler nicht an der beschlossenen Arbeit und es entstanden Landschaftsgemälde ganz hervorragender Art. Die hiernach gefertigten Ansichtskarten zeichnen sich durch vollendete Wiedergabe der Originale aus und dürfen nach ihrer tadellosen Ausführung selbst als künstlerische Erzeugnisse angesprochen werden. Man sieht es noch in den Karten, daß die Farben statt wie üblich mit dem profanen Wasser ausnahmsweise mit edlem Wein angerührt wurden. Das Wasser war gefroren, und so mußte der Weinkeller im Rucksacke des Herrn Kohl dem Künstler in seinen Nöten zu Hilfe kommen."



Die Burg im Herbst 2001
aus dem Blickwinkel
nebenstehenden Vollbehr-Bildes von 1917.


Pfälzerwald-Postkarte Nr. 348:
Der Bergfried des Trifels mit der Reichskleinodien-Kapelle.

Aquarell von Ernst Vollbehr, gemalt am 25. März 1917.
Verse aus Viktor Scheffels Gedicht:
"Annweilers Berge seh ich wieder ...".


Friedrich Dacqué
widmete dieser Episode sein Gedicht:

Auf pfälzisch gemalt!

Ich war in der Pfalz, in der Pfalz am Rhein,
Wo die Sonne so golden strahlt,
Ich hab' nicht getrunken nur Pfälzer Wein,
Ich hab' auch damals gemalt!

Auf dem Trifels, da hat mir's am Wasser gefehlt
Zum Mischen der Farben - o weh!
Mit dem Streichholz hab' ich vergebens gequält
Mich ab, zu Schmelzen den Schnee.

Da rief mein Pfälzer Führer: "Hurra!
Herr Maler, wir haben zum Glück
Als Ersatz die richtige Flüssigkeit da -
Hier: Forster Kirchenstück!

Mit Wasser malt Ihr jahraus und jahrein,
Doch hier bei uns in der Pfalz -
Probiert's nur einmal - es geht auch mit Wein.
Hier entschuldigt die Lage des Falls!

Wer den Trifels will malen, das Kaiserschloß,
Das die Reichskleinodien gehegt,
Die Feste des alten Barbaross',
Wo der Richard gefangen gelegt.

Der braucht nicht Pinsel und Aug' nur und Hand,
Der muß malen Geschichte in Stein,
Drum nehmt in die Farben den Geist vom Land
Und mischet ihn kräftig hinein,

Laßt glüh'n mit dem Feuer der sonnigen Haardt
In Lohe die massigen Quadern,
Malt flammenden Abglanz vom roten Bart
Mit Feuer den Stein in die Adern,

Und malet - vergeßt es nicht - auch den Scherz
Ins Bild gleich sprühenden Funken:
Daß hier sein Wächter der Löwenherz
Untern Tisch höchstselber getrunken!

Den Becher für Euch - dies Näpflein hier -
Verwendet für Eure Palette -
so malet mit richtigem Feuer Ihr
den Trifels, den alten, ich wette!"

Und so hab' ich gemalt; es umschwebten mich
Der vergangenen Zeiten Gesichte,
Und im Pfälzer Weine belebten sich
Auf der Leinwand Schloß und Geschichte -

Und lachend hab' ich den Tag verbucht
In meinen Kriegs-Annalen,
Da auf dem Trifels ich zünftig versucht
Auf pfälzische Weise zu malen.


Friedrich Rudolf Dacqué
(1871-1953)

zitiert nach:
Blinn, Hans: Heinrich Kohl (1873-1936).
Ein Pfälzer, den man nicht vergessen sollte,
denn der Heimat galt alles, was er sann und trachtete. -
Landau in der Pfalz 1998.
(einzelne Ergänzungen u. Korrekturen: Webmaster)



Die legendäre Lage "Forster Kirchenstück" wurde 1830
durch die Königliche Steuerkatasterkommission
in die höchste von 65 Klassen eingestuft
und liefert nach wie vor einen der besten Riesling-Weine der Pfalz.